Mit dem Bus von «Mekong Express» ging’s um 7:00 Uhr von Phnom Penh Richtung Vietnam. Die Fahrt dauerte in etwa gleich lang wie von der Hauptstadt nach Siem Reap. Kurz vor der Grenze gab es einen Mittagshalt, bevor es weiter zur Grenzkontrolle ging. Dort musste man kurz aussteigen, das ganze Gepäck scannen und das Visum abstempeln lassen. Der Bus hielt dann in Ho Chi Minh City zentral in der Nähe von Backpackers Area in District 1 an, wo sich viele Hostels befinden. Die Bùi Viện Street dort ist sozusagen die Hauptattraktionsstrasse, wo viele Touristen und Einheimische die zahlreichen Pubs und Restaurants aufsuchen. Rund 500m weiter östlich ist das Sigoong Hostel, in welchem ich gleich fünf Nächte verbracht habe. Es gehört zum Typ Hostel, das ich bevorzuge. Ein modernes und einfaches Design mit Bettvorhängen. Mit 10 Dollar gehört das Hostel eher in die obere Preisklasse, aber dafür ist es sauber und gut gelegen. Die Mitarbeiter sind jung, freundlich, hilfsbereit und sprechen sehr gut Englisch.

Saigon

Bevor Nordvietnam das Land einigte, hiess die Stadt Saigon und so wird sie auch öfters noch genannt. Ich habe ja den Verkehr in Bangkok gesehen, aber hier drängen sich so viele Scooter aneinander, wie ich’s noch nie gesehen habe. Auch die Huperei ist intensiv. Habe mir sagen lassen, dass es in Indien noch extremer sei. Was hier noch auffällig ist, dass Motorradfahrer immer wieder aufs Trottoir ausweichen. Als Passant muss man also stets aufmerksam bleiben. Immerhin achten fast alle das Rotlicht. Während meinem Aufenthalt besuchte ich einige nahegelegenen Sehenswürdigkeiten in District 1, wie zum Beispiel das alte Hauptpostgebäude, die Saigon Notre Dame Kathedrale, das Ho Chi Minh Museum und der Ben Thanh Market.
Da ich immer gerne alles zu Fuss erkunde, bin ich per Zufall nordwestlich vom Ben Thanh Market an einen Park angelangt, wo das Development & Integration Festival mit verschiedenen kulturellen Aufführungen stattfand und wo sich verschiedene Länder an Ständen vorstellten. Nachfolgend einige Impressionen.

360°

Die Tunnel von Cu Chi

Am letzten Tag in Ho Chi Minh habe ich die Halbtagestour zu den Tunneln von Cu Chi im Hostel für 550’000 Dong (ca. CHF 24.-) gebucht. Sie gehören zu den Tunnelsystemen, die von nordvietnamesische Truppen, aber vor allem von den Vietcongs zum Schutze der Bevölkerung, zur Lagerung von Waffen und Vorräten und für Guerillaangriffe errichtet wurden. Diese hier befindet sich etwa 70km westlich von Ho Chi Minh und erstreckte sich über 200km in einer Tiefe von 5, 8 und 10 Metern. Es gibt auch weitere Tunnelsysteme wie die Vinh Moc Tunneln nahe der entmilitarisierten Zone, welche die Dorfbewohner zum Schutz vor Bombardierungen gegraben haben. Diese reichten sogar eine Tiefe von bis zu 30 Metern.

Bevor meine Tourengruppe zu den Tunneln kamen, besichtigten wir ein Handwerksbetrieb, wo Teller, Tassen, Schalen und andere Gegenstände mit lackierten Eierschalen und Perlmutt dekoriert werden, die man überall in Vietnam in Souvenirläden findet. Das krasse war, dass die Arbeit von Menschen mit körperlicher Fehlbildungen durchgeführt werden, die dem, von den amerikanischen Truppen eingesetzten Entlaubungsmittel Agent Orange zum Opfer fielen, welches bei der Herstellung mit dem Giftstoff TCDD verunreinigt war. Weil die DNA durch das Gift geschädigt wird, kann die Übertragung bis zu fünf Generationen reichen. An den Spätfolgen leiden schätzungsweise bis zu vier Millionen Menschen. Da das Gift lange Zeit in der Umwelt verbleibt, sei das Gift auch heute noch in den kontaminierten Gebieten im Nahrungskreislauf.

Hier eine Karte mit den kontaminierten Gebieten in Südvietnam und eine, welche die Bombardierungen in ganz Vietnam zeigt:

Beim Eingang und während der Tour gibt es Ausstellungen der Waffen und Munitionen, die im Krieg eingesetzt wurden und Bomben, Minen und Sprengfallen, welche die Vietcongs gebaut haben. Es gab mehrere Tunnel-Einstiegsluken zur Demonstration, welche aber für Touristen leicht vergrössert wurden. Die Luken waren ungefähr eine Fusslänge breit und eineinhalb Fusslänge lang. Bin da auch reingestiegen und ja, ich hatte schon Mühe da reinzukommen. Weiter ging es zu den verschiedenen Fallen. Einige davon sind schon sehr beängstigend.

Die Tunnel wurden äusserst clever ausgebaut. Das Belüftungssystem ist sehr ausgeklügelt, oft als Termitenhügeln getarnt mit Düften von amerikanischen Soldatenuniformen oder Seifen versehen, um die eingesetzten Deutschen Schäferhunde zu verwirren und Rauch wurde so abgeleitet, dass nur wenig aus den Löchern herauskam. Viele Fake-Eingänge wurden mit tödlichen Fallen ausgestattet. Die amerikanischen Truppen versuchten die Tunnel zu fluten, mit Gas oder heissem Teer zu füllen, um die Vietcongs aufs offene Feld zu zwingen, oder warfen einfach Granaten in die Eingänge, aber alle Massnahmen waren wirkungslos. Die Tunnel waren für die kleinen und schmalen vietnamesischen Soldaten in einer Höhe von 80 cm und einer Breite von 60 cm gebaut. Das machte es schwer für die Amerikaner selbst reinzugehen, auch wenn sie sogenannte «Tunnelrats», speziell ausgebildete Soldaten, einsetzten, die versuchten das Tunnelnetz zu erkunden und den Gegner rauszutreiben. Doch auch wenn die Tunnel kaum zu zerstören waren, das Leben dort unten war für die Zivilisten und Soldaten alles andere als Luxus. Wasser und Nahrung waren knapp verfügbar und sie mussten sich mit vielen Ungeziefer, wie Ameisen, giftige Hundertfüsser, Skorpione, Spinnen und Ratten rumschlagen. Auch steckten sich die Menschen dort drin leicht mit Krankheiten wie Malaria an und die meisten sind mit Parasiten befallen.

Im Folgenden seht ihr ein Video, wie ich durch einen für Touristen zugänglichen etwa 100m Abschnitt watschle. Hier wurde der Tunnel auf eine Höhe von 120cm und eine Breite von 80cm erweitert und etwa vier bis fünf zusätzliche Ausgänge gebaut.

Im Anschluss kamen wir an einen Schiessstand, wo man fast alle Waffen, die damals zum Einsatz kamen, selbst bedienen konnte. Wie viele andere Teilnehmer fand ich das äusserst geschmacklos. Und doch gab es genügend Besucher, die ihr Geld dafür verschwenden.

Nach der Tour ging ich noch zum Kriegsopfermuseum. Der Tour-Guide hatte schon in Cu Chi darauf hingewiesen, dass die Geschichtsschreibung und Darstellung des Krieges nicht der westlichen Sicht entspricht. Hier wird mir der Krieg aus der Sicht der vietnamesischen Bevölkerung, oder besser gesagt, aus jener der Nordvietnamesen und ihre Sympathisanten nahe gebracht, welche das Land von fremden Mächten befreit haben. In Cu Chi und im Museum wird deshalb auch gezeigt, wie die Bevölkerung gelitten haben und was sie alles tun mussten, um die feindlichen Bombardierungen und Angriffe zu überleben. Wie auch immer dieser Konflikt politisch ausgetragen wurde, im Krieg sind die grössten Leidtragenden die Zivilisten. Die Bilder, die ich im Museum betrachtet habe, gingen mir ähnlich Nahe wie der Bürgerkrieg in Kambodscha.

Saigon hat mir gut gefallen und die Stadt war im Gegensatz zu Phnom Penh nicht mal so chaotisch wie ich’s erwartet hatte. Wenn man wie ich gerne läuft, kommt man in District 1 überall hin. Ich fand im angrenzenden District 4 auch ein modernes Fitnesscenter, wo ich für 200’000 Dong (ca. CHF 9.-) eine Stunde lang die Eisen gestemmt habe. Hatte danach bis zu vier Tagen übelsten Muskelkater 😀

Auf dem Festival gab es eine coole Taekwondo Aufführung. Ich hatte den Coach dann darauf angesprochen, dass ich Interesse hätte, an einem Training teilzunehmen. Die Trainerin meinte mit gebrochenem Englisch, dass die Gruppe das Nationalteam sei und keinen eigenen Dojang habe und sie für Shows und Wettkämpfe üben. Womöglich hat sie auch nicht verstanden, was ich genau wollte und konnte mir so auch keine Schule vermitteln. Nun denn, weiter nach Mui Ne.

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